Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten? Ein Rückblick zu unserem Prozess- und Strukturtag

Wie und wofür wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten? Dieser Frage sind wir am 13. Februar in unserem digitalen Prozess- und Strukturtag nachgegangen. Gemeinsam haben wir unsere internen Strukturen hinterfragt, reflektiert, welche Ziele wir bisher erreicht haben und wo wir weiteren Handlungsbedarf sehen.

Es ist eine stattliche Anzahl von Zielen, die wir uns als Ernährungsrat seit unserer Gründung 2019 gestellt haben. Viele sind ziemlich groß und umfassend: Wir stehen ein für ein nachhaltiges regionales Ernährungssystem und die dafür nötigen Strukturen. Klimafreundlich und sozial gerecht soll es sein. Dafür sammeln wir Wissen, informieren, beraten und vernetzen. Gesunde Ernährung für alle Leipziger*innen soll dauerhaft auf der kommunalen politischen Agenda platziert werden.

Einigen Zielen sind wir in den letzten zwei Jahren schon ein beachtliches Stück nähergekommen. Wir fühlen uns gesehen und ernst genommen. Wir sind dabei, die politische Agenda mitzugestalten. Wir mischen mit. Zum Beispiel, wenn es um die gesunde Mittagsverpflegung in Kitas und Schulen geht. Oder bei der nachhaltigen Vergabe von landwirtschaftlichen Flächen durch die Stadt Leipzig. Wir haben viel konzeptionelle Arbeit geleistet. Nun kann es hoffentlich auch noch mehr in die Praxis gehen – wenn es die Situation in der Corona-Pandemie dann endlich wieder zulässt.

Vieles ist im Fluss. Wir sind immer noch mitten im Aufbau. In unserer Runde kamen sehr viele gute Ideen und Gedanken. Nicht alle werden wir sofort umsetzen können. Da wir vor allem ehrenamtlich arbeiten, haben wir begrenzte Ressourcen und müssen gut überlegen, was wir als Nächstes angehen wollen. „Gutes Essen für alle“ ist ein großes Ziel und lässt sich nicht so einfach im Handumdrehen erreichen. „Alle“ sind schließlich eine nicht gerade schmal definierte Zielgruppe. Wie können wir weitere Menschen, jenseits unserer eigenen „Blase“ erreichen? Das wollen wir in der nahen Zukunft konkret je nach Projekt entscheiden. Wie können wir diverser werden? Was braucht es, damit sich noch mehr Leipziger*innen angesprochen fühlen und vielleicht engagieren? Wie wäre es beispielsweise mit einem Buddysystem, bei dem eine bereits engagierte Person, neue Interessierte „an die Hand nimmt“ und so der Einstieg in den Ernährungsrat leichter und persönlicher gestaltet wird?

Außerdem wollen wir weiter auf die produzierenden und verarbeitenden Akteur*innen der Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Handel zugehen, um verschiedenste Bereiche des regionalen Lebensmittelsystems im Ernährungsrat abzubilden. Auch unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit werden wir intensivieren und als Ernährungsrat perspektivisch eine Wissensplattform aufbauen. Dafür ist es sinnvoll, dass wir uns konkreter dazu positionieren, was eigentlich eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle bedeutet. Unser Anliegen ist es, in anspruchsvollen Projekten mitzuwirken, dabei aber unsere Kernkompetenz nicht aus den Augen zu verlieren: Nämlich zu vernetzen, Brücken zu bauen und ein Podium bereit zu stellen.

Damit wir all das leisten können, muss aber auch die interne Struktur stimmen. Deshalb haben wir am 13. Februar ganz intensiv darüber nachgedacht, wie wir die Finanzierung unserer Geschäftsstelle sichern, aber auch die interne Kommunikation und Abstimmung auf gesunde (demokratische) Füße stellen können. Eine finanziell gesicherte Geschäftsstelle ist einstimmig das Ziel, auf das wir in der kommenden Zeit hinarbeiten wollen. Auch der Koordinierungskreis als erweiterter Vorstand geht gestärkt aus dieser Diskussion hervor. Jede Arbeitsgruppe entsendet ein Mitglied und eine Vertretung für zunächst zwei Jahre im Turnus der Vorstandswahlen. Darüber hinaus soll es wieder eine Gruppe von Menschen geben, die die Prozesse innerhalb des Vereins im Blick behält und gegebenenfalls neue anstößt.

Ganz sicher werden wir spätestens 2022 wieder reflektieren und schauen, wo wir stehen. Denn nach dem Strukturtag ist vor dem Strukturtag.

Autorin: Daniela Zweynert