Pressemitteilung – Sachsen schließt als einziges Bundesland die Wochenmärkte: Warum?

Regionale Versorgungsstrukturen sind in Zeiten von Corona besonders wichtig.
Der Ernährungsrat Leipzig fordert, Wochenmärkte von den Regelungen der landesweiten Ausgangsbeschränkung auszunehmen.

Leipzig, 26.03.2020

Wochenmärkte stellen einen essenziellen Teil regionaler Versorgungsstrukturen dar, indem sie die Direktvermarktung von lokal produzierten und verarbeiteten Lebensmitteln ermöglichen. Damit bieten sie nicht nur zahlreichen Produzenten und Verarbeitern eine wichtige Lebensgrundlage, sondern ermöglichen Verbrauchern auch den Austausch mit lokalen Erzeugern. Wochenmärkte sind damit essenziell für transparente, demokratische Versorgungssysteme.

Der Ernährungsrat Leipzig hat mit Verwunderung die am 23.03.2020 beschlossene Schließung von Wochenmärkten zur Kenntnis genommen. Auch fragt sich der Verein, warum die Corona-Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen vom 22. März 2020, im Gegensatz zu der vom 18. März, Wochenmärkte nicht explizit als Versorgungsweg erlaubt.

„Während wir“, so Alice Craemer (Vorstand), „grundsätzlich Maßnahmen wie Kontaktverbote gegen die Ausbreitung von Covid-19 befürworten, halten wir ein Verbot von Wochenmärkten für eine große Gefahr für wertvolle regionale Versorgungsstrukturen. Wir sollten die Direktvermarkter und kleinbäuerlichen Betriebe gegenüber den teils globalen Lieferketten im Großhandel unterstützen.“

Neben der Relevanz für die regionale Lebensmittelwirtschaft, bieten Wochenmärkte außerdem gleiche Möglichkeiten zur Infektionsprävention wie Supermärkte, vielleicht sogar noch bessere. Maßnahmen wie Kundenstopper sind auch hier einsetzbar und finden bereits in anderen Städten Anwendung. Durch eine Vergrößerung von Marktflächen können auch Mindestabstände leicht gewahrt werden. Vor allem aber verringern Wochenmärkte den Andrang auf Supermärkte und können so zu einer Entzerrung des Kundenaufkommens beitragen.

Ob durch das Ausbleiben tausender migrantischer Saisonarbeitskräfte oder moralisch fragwürdige Lebensmittelimporte aus schwer betroffenen Ländern wie Spanien und Italien – diese Krise weist einmal mehr auf bestehende Schwächen unseres globalen Ernährungssystems hin. Regionales und ökologisches Wirtschaften kann hier wesentlich zu einer widerstandsfähigen und zukunftsweisenden Alternative beitragen.

Daher fordert der Ernährungsrat Leipzig e.V., Wochenmärkte von der Ausgangsbeschränkung auszunehmen.

Pressekontakt:
Sabrina Gerdes
0174 1990903

3 Kommentare

  1. Elke

    Sollte es eine Einspruchsmöglichkeit oder eine Petion geben, lassen Sie es uns bitte wissen. Ich möchte gerne dagegen protestieren.

  2. Hanna Aubrecht

    Sehe ich auch so. Ich lebe in Karlsruhe, Baden-Württemberg. Sehr nahe am französischen Risikogebiet.. Unsere Wochenmärkte sind offen und gerade im Freien lassen sich die Distanzen gut einhalten. Viel Stände geben hier auch seit vor Corona keine Tüten mehr ab, so dass Käuferinnen meist ihre eigene Taschen mitbringen.
    Ich finde Ihre Argumentation schlüssig für ein Offenhalten zu plädieren.
    Hanna Aubrecht

  3. Jutta Burdack

    Auch ich würde gerne etwas für unseren Wochenmarkt tun. Ich habe zwar schon eine Mail an den MDR und das Marktamt Leipzig geschickt, mit der Bitte öffentlich zu berichten, bzw. in DD Einspruch zu erheben, denn gerade jetzt brauchen wir frische Lebensmittel, die von hier sind, und meine Kleinbauern und Selbsterzeuger unterstütze ich nachhaltiger als staatliche Hilfen (falls es überhaupt welche gibt). Es lässt sich eine Abstandsregel unter freiem Himmel besser organisieren, bzw. am vergangenen Dienstag wurde das schon umgesetzt.

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