Gerald Walter war schon 2019 bei der Gründung des Ernährungsrates dabei, mit dem er sich für eine gesunde, klimaverträgliche Ernährung für Alle einsetzen will. Er ist in Dessau-Nord aufgewachsen, wo er viel Zeit im Grünen verbracht hat: Im Garten und bei sonntäglichen Ausflügen mit dem Großvater. Dabei hat er eine “intime Beziehung zum Gartenreich aufgebaut”, die bis heute andauert.
Geralds Antworten auf unsere Fragen lest Ihr hier!
Was hat Dich am Ernährungsrat (ER) gereizt?
Gerald: Sein Essen selbst zu kochen und dabei möglichst alles richtig zu machen, ist eine Sache, bewegt aber noch nicht viel. Doch sozial, in einer Gruppe von Gleichgesinnten aktiv an der Ernährungswende mitzuwirken, das fühlt sich besser an. Ich war skeptisch als ich von der Gründung der ersten Ernährungsräte las. Im Angesicht der Supermärkte und der daraus resultierenden allgemeinen Gesundheitssituation war mir nicht klar, wie man da etwas bewegen könnte, ohne seine Zeit zu verschwenden. Unsere erste Veranstaltung unter dem Motto “Gesundes Essen für alle” hat das dann schlagartig verändert.
Welche konkreten Projekte / Aufgaben hast Du gerade im ER?
Gerald: Neben der Vorstandstätigkeit, inklusive Kontakt mit Behörden und Mitwirkung bei der Akquise von Förder- und anderen Finanzmitteln, sehe ich meine Aufgaben vor allem in der strategischen Vereinsentwicklung. Dazu gehört die aktiver Gewinnung neuer Mitglieder sowie die Diskussion und Kommunikation inhaltlicher Ziele wie Wissenssammlung zum lokalen
Ernährungssystem. Außerdem fördere ich die Beratungs- und Vernetzungsfunktion des Ernährungsrats sowie seiner Rolle als Informations- und Bildungsplattform. Als Teil der Prozess-AG heißt das z.B. Organisation von Prozess- und Strukturtagen.
Was war bisher Deine schönste Erfahrung, die Du mit und im ER gemacht hast?
Gerald: Wie gesagt, die Treffen mit dieser offenen, freundlichen und flexiblen Gruppe von Gleichgesinnten, die aktiv an Veränderung arbeiten, sind immer eine sehr positive Erfahrung. Selbst die Meetings des KoKreises, die sich mitunter über drei und mehr Stunden erstrecken, sind mehr Gewinn als Belastung. In Vor-Corona-Zeiten war natürlich z.B. die Präsentation des Ernährungsrats beim Ancient Trance Festival 2019 eine besonders schöne Erfahrung menschlichen Umgangs
im Kontext extrem interessanter internationaler Musik.
Wie sähen Leipzig + Umland aus, wenn alle Ziele des ER in Erfüllung gegangen wären?
Entwirf eine kleine Vision in 4 Sätzen.
Gerald: Die Vision für Leipzig ist natürlich noch mehr Grün, mehr Garten, mehr essbar, auf Kosten von Beton und versiegelt. Atemluft ist ein extrem wichtiger Teil unserer Ernährung und erheblich gefährdet durch fossile Brennstoffe. Das heißt weniger Auto, mehr Fahrrad, Laufen etc.; erhöhter Stellenwert von Gesundheit und Lebensstil im Einzelhandel (NutriScore als hoffnungsvoller Anfang) und Stadtleben insgesamt.
Für das Umland würde ich weniger Mega-Monokulturen für Trog und Tank sehen wollen, stattdessen mehr kleinteilige Landwirtschaft, SoLaWis, Gemeinschaftsgärten und gestärkte Selbstversorgung.
Wann hattest Du zuletzt selbst die Hände in der Erde?
Gerald: Am 9. November 2021 haben wir mit unserem Verein Hayati e.V. im Rahmen des Kinderprojekts Essbare Stadt Havelberg mit einer vierten Klasse der Grundschule Obstbäume (Apfel, Birne, Mirabelle, Pfirsich, Süßkirsche) gepflanzt. Dabei haben sich die SchülerInnen allerdings kaum Arbeit abnehmen lassen. Sie haben beim Ausheben der Pflanzlöcher über das Pflanzen und Anbinden bis zum Angießen teils beträchtliche gärtnerische Fähigkeiten gezeigt; das hatte ich vorher auch noch nie gemacht.
Was und wie kochst Du am liebsten?
Gerald: Ich mache mein gesamtes Essen selbst, frisch, (fast) keine Fertigprodukte, null Industriezucker. Von meiner Ausbildung in Molekularbiologie ist hier nicht das “molekular”, aber das “quantifiziert” (nach Nährstoffen) geblieben. Ich ernähre mich ziemlich eng an EAT Lancet (siehe oben), überwiegend vegetarisch, also kein Fleisch, aber Fisch, Eier, Joghurt und Parmesan. Nach Intermittent Fasting gibt es zwei Mahlzeiten – Multifrucht Müsli zum Kaffee, später Multigemüse-Salat und Variationen aus jeweils Kartoffeln/Reis/Pasta mit Spinat/Erbsen/Rosenkohl/Oliven/Pesto sowie Tofu/Ei/Fisch/Parmesan. Besonders wichtig sind mir Kräuter und Gewürze. Ich koche insgesamt vor allem mediterran, mit viel Olivenöl.
Koordinierungskreis
Im Mai geht es weiter mit den Vorstellungen der Mitglieder des KoKreises.