Im August drehen sich die Zutaten unseres Leipziger Rezeptekalenders um eine Hülsenfrucht, die nicht nur für pflanzenbasiert Essende unter uns ein Schmaus ist: die Kichererbse. Thomas Marbach von der Anstalt für Koch- und Lebensmittelkultur und auch Vorstandsmitglied im Ernährungsrat hat das Rezept kreiert.
Regionale Kichererbsen? Ja, wo gibt’s denn sowas!
Die Kichererbse kommt aus der Familie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) und gesellt sich zu den verschiedenen Sorten von Bohnen, Erbsen und Linsen. Sie wurde bereits 10.000 vor Christus in Südostasien und dem Vorderen Orient auf Feldern kultiviert – später dann auch auf den Äckern in Europa. Mit dem Aufkommen von künstlichen Stickstoffdüngern verschwand sie dann jedoch wieder von den Tellern. Nun erlebt die Kichererbse im Angesicht von multiplen Umweltkrisen und dem Wunsch nach einer klimafreundlichen Ernährung ihr Comeback. Die meisten Kichererbsen werden derzeit aus der Türkei importiert. Mittlerweile experimentieren jedoch auch einige Landwirt*innen in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg mit dem Anbau von Kichererbsen.
Als Hülsenfrucht trägt sie viel Eiweiß und Ballaststoffe in sich, sättigt langanhaltend und fördert die Verdauung. Mit viel Pflanzenpower kann sie tierisches Eiweiß in einer fleischlosen oder -armen Ernährung ersetzen. Neben Eiweiß beinhaltet die Kichererbse auch Mineralien (Eisen, Kalzium, Zink, Phosphor und Magnesium), Vitamine (u.a. Folsäure) und Aminosäuren (Lysin und Threonin). Dagegen enthält sie wenig Fette. Und: Nicht nur Lachen wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem aus, sondern auch das in Kichererbsen enthaltene Saponin. Dieses senkt das im Blut gebundene Fett und hält den Blutzuckerspiegel niedrig.
Wusstest Du schon, dass sich die Kichererbse scheckig lacht?
Und zwar nicht nur im altbekannten Beige, sondern sie lacht sich auch braun, grün oder schwarz. Die verschiedenfarbigen Samen der Kichererbse werden alle auf dieselbe Art und Weise zubereitet: Fünfzehn Stunden einweichen und ein bis zwei Stunden köcheln lassen. Unbedingt frisches Wasser für das Köcheln verwenden, da sich im Einweich-Wasser Giftstoffe sammeln können. Das ‚Gabel-Thermometer‘ zeigt an, ob die Kichererbsen gar sind: Kann man die Gabel einstechen, sind sie fertig.
Ein warmes Essen würde Dich bei diesem Wetter zum Überglühen bringen?
Dann ist ein frischer Salat vielleicht die schlauere Variante für ein leckeres Mittagessen. Dafür eignen sich besonders Kichererbsensprossen, die Du auch selber züchten kannst. Dafür legst Du die Kichererbsen zunächst in ein Gefäß und lässt sie über Nacht einweichen (ca. 15-18 Stunden). Während des Tages geht das natürlich auch. Dann ist es auch möglich, das Einweich-Wasser einmal mit frischem Wasser auszutauschen. Sind die Kichererbsen nicht auf den Boden gesunken, sondern schwimmen an der Wasseroberfläche, nimmst Du sie heraus. Sie würden im weiteren Prozess nur verfaulen. Nun siebst Du die eingeweichten Kichererbsen aus dem Wasser und verteilst sie in einer flachen Schale, die Du an einem hellen und warmen Ort platzierst. Jetzt brauchst Du etwas Geduld und die Kichererbsen Deine Zuneigung. Dreimal am Tag solltest Du sie einmal ‚abduschen‘ – also kurz unter fließendes Wasser halten. Nach etwa zwei Tagen fangen die Kichererbsen an zu keimen. Wenn die Sprossen etwa zweimal so lang sind wie die Samen selbst, sollte man sie ernten, weil sie sonst zu bitter schmecken. Jetzt noch 10 bis 15 Minuten kochen, abkühlen lassen und fertig ist der Salat!
Text & Fotos: Svea Möbs