Winterlicher Dezember: Jahreszeiten-Crumble

Wie man es seelisch gut durch die kalten Wintertage schafft, verraten uns Schülerinnen und Schüler der Schule in der Karl-Heine-Straße in unserem Rezeptekalender.

Brot satt, Kuchen anstatt?

Einer Erzählung nach wurde Apple Crumble während des zweiten Weltkrieges in England erfunden, als man aus der Lebensmittelknappheit heraus einfach den Boden des Kuchens wegließ. Abschließend geklärt ist die Geschichte jedoch nicht und an der Plausibilität der Story lässt sich auch zweifeln. Ganz nach dem Motto: „Die Leute haben kein Brot? Sollen sie doch Kuchen essen!“ Dieser wenig von Empathie zeugende Satz wird der französischen Königin Marie-Antoinette nachgesagt, den sie zur Hungersnot während der französischen Revolution äußerte. Sicher ist jedenfalls: Lange gibt es ihn noch nicht – den Kuchen ohne Boden. Und sicher ist auch: Apple Crumble tut der Seele gut und ist genau das Richtige in der kalten Jahreszeit.

Die andere Seite der (Marzipan-)Medaille

Marzipan ist ein aus Mandeln, Zucker oder Sirup und Rosenwasser hergestellter Süßteig, der ursprünglich in Persien – dem heutigen Iran – erfunden wurde und im Mittelalter nach Europa gelangte. Dort war er bis zur Industrialisierung der Süßwarenherstellung dem europäischen Adel vorbehalten. Später wurde Zuckerrohr als koloniales Produkt zur Massenware. Auf den von den europäischen Kolonialmächten gewaltsam angeeigneten karibischen Inseln – unter anderem Saint Croix, Barbados, Leeward Islands – wurde der Anbau von Zuckerrohr vorangetrieben. Tag und Nacht schufteten versklavte und verschleppte Afrikanerinnen unter Verlust ihrer kulturellen Identität, Heimat, Menschenwürde und oft auch ihres Lebens, um das süße Gold für den europäischen Markt zu gewinnen. In den Hafenstädten Deutschlands – unter anderem in Hamburg, Danzig, Lübeck, Stralsund und Königsberg – wurde das Zuckerrohr industriell zu Kristallzucker weiterverarbeitet. Zuckerbäckerinnen entdeckten den Teig als geeignete Modelliermasse und formten daraus Figuren, Marzipankugeln und -brote für die wachsende Konsumentinnenschaft. Die Ausweitung des einstmaligen Privilegs auf das erstarkende Bürgertum versuchte die Oberschicht zu verhindern. So verbot die Stadt Leipzig allen Handwerkerinnen im Jahr 1661, Marzipan an Taufpat*innen zu verschenken. Trotz des offiziellen Endes des Kolonialismus wird Zuckerrohr noch immer teils unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt, weshalb Du für unser Rezept in jedem Fall auf das Fairtrade-Siegel achten solltest.

Peter Pan mag Parsipan

Für die Herstellung von Mandeln werden sehr hohe Wassermengen benötigt, die die herrschende Wasserknappheit in den Anbauländern oft weiter verschärft. Eine weniger bekannte und ressourcenschonendere Alternative zu Marzipan ist Parsipan – ein süßer Teig aus Pfirsich- oder Aprikosenkernen.

Text und Bild: Svea Möbs