„Nicht viel, außer, dass sie immer auftauchen und mir mein Essen im Freien streitig machen.“ So mag manch Eine*r denken, der*die schon wieder mit dem leckeren Eis auf der Hand Reißaus vor einer Wespe nimmt. Doch weit gefehlt, denn Insekten beeinflussen unsere Landwirtschaft und auch unsere Nutzpflanzen stark. Umgekehrt hat natürlich auch die Landwirtschaft Auswirkungen auf unseren Insektenbestand.
Was sind eigentlich Insekten?
Grafik: Insektenatlas 2020 – Bartz/Stockmar/Ziyal (M), CC BY 4.0
Ganz allgemein sind Insekten Tiere, die aus drei Beinpaaren – also sechs Beinen – bestehen und daher den wissenschaftlichen Namen Hexapoden (von griech. hex = sechs und podos = Fuß) tragen.
Sie haben drei Körperteile: einen Kopf mit Mundwerkzeugen und schimmernden Facettenaugen, eine Brust mit den drei Beinpaaren und gegebenenfalls auch Flügeln und einen Hinterleib. Schätzungsweise leben 5,5 Millionen unterschiedliche Insektenarten auf der Welt. Sie machen 70 Prozent der Tierarten aus. Zu unseren heimischen Insekten zählen zum Beispiel Ameisen, Fliegen, Schmetterlinge, Käfer und Bienen.
Insekten und Landwirtschaft
Insekten helfen weltweit bei der Bestäubung von Blüten, lockern Böden auf und fressen Schädlinge. Dadurch sind sie sehr wichtig für die Landwirtschaft. Andererseits können sie aber auch komplette Ernten oder auch noch im Lager durch Fraßschäden zerstören.
Die Pflanzenbestäubung ist mit die wichtigste Arbeit, die Insekten in der Landwirtschaft leisten. Sie kann auch über Selbstbestäubung oder Windbestäubung erfolgen. Doch bei der Fremdbestäubung übernehmen die Insekten die größte Leistung und sichern dadurch eine ertragreiche Ernte für rund ein Drittel unserer Lebensmittel.
Angenommen die tierische Bestäubung würde wegfallen: Dann würde die Ernte von von über 100 pflanzlichen Lebensmitteln bis zu 90 Prozent zu sinken drohen. Zum Beispiel würde die Ernte von Kürbissen um mindestens 90 Prozent, die der Kirsche um mindestens 40 Prozent und die der Erdbeere um mindestens 10 Prozent sinken. Kein wirklich schönes Zukunftsszenario!
Leider schwindet der Bestand an Insekten weltweit tatsächlich. Dafür gibt es verschiedene direkte und indirekte Gründe. Ein wichtiger Grund ist die intensive Landwirtschaft und der vermehrte Einsatz von Pestiziden. Hierdurch sinkt die Diversität von Pflanzen auf den Feldern sowie am Feldrand, wodurch Insekten immer weniger Nahrung und Lebensraum zur Verfügung steht. Als indirekte Folge nimmt die Vitalität der Insekten ab. Sie können sich weniger fortpflanzen und sind dadurch in ihrem Bestand bedroht.
In Deutschland stehen über 500 Wildbienenarten auf der roten Liste der bedrohten Tierarten: 39 Arten sind bereits ausgestorben, 31 Arten vom Aussterben bedroht und 78 Arten sind stark gefährdet.
Unsere westliche Honigbiene zählt übrigens nicht mehr zu diesen Wildbienenarten. Sie wurde über Generationen hinweg vom Menschen gezüchtet und ist inzwischen ohne dessen Einsatz – zum Beispiel gegen die Varroamilbe – nicht mehr überlebensfähig.
Foto: Raude/ privat
Wie können wir unsere heimischen Insekten schützen und unterstützen?
Neben einem bewussten Konsum unserer Lebensmittel und der Frage, woher unser Essen kommt und wie es erzeugt wurde, können wir unseren heimischen Insekten Lebensräume anbieten.
Wer in diesen Tagen gerade bei trockenem Wetter in die Pflanzenbeete im öffentlichen Leipziger Raum schaut, sieht oftmals den unscheinbar gelb blühenden, stachelig ausschauenden Mahonien-Strauch (Leipziger Wildfrucht des Jahres 2021) umschwärmt von den unterschiedlichsten Wildbienenarten: der Hummel, der Blauen Holzbienen oder der Gehörnten Mauerbiene. Die Tiere stört es auch nicht, wenn sie dafür auf eine Verkehrsinsel fliegen oder sich im Innenhof eines Einkaufszentrums den Weg bahnen müssen.
Wir alle können Wildbienen, aber auch Schmetterlingen oder Ameisen auf unserer Fensterbank, auf dem Balkon oder im Garten Unterschlupf und Nahrung bieten. Der Einsatz für mehr Lebensräume für Wildbienen in Deutschland könnte zum Beispiel den Ertrag an Erdbeeren und Kirschen verdoppeln. Darüber würden wir uns doch alle im Sommer drüber freuen, oder nicht? Also nichts wie los! Mit ein paar einfache Tipps kannst Du den Insekten ganz einfach helfen.
Unterschlupf bieten
Je nach Insektenart ist die Art des Unterschlupfes unterschiedlich. Die Weibchen der Blauen Holzbiene legen zum Beispiel ihre Eier in totes Hartholz, das Du gut in deinem Garten auftürmen kannst. Die Sandbiene legt ihre Eier im Erdboden ab. Lasse dafür im Garten eine Fläche offen und mische sie mit lehmigem Sand. Dort wird die Sandbiene Kanäle graben, um ihre Brut abzulegen. Die Gehörnte Mauerbiene legt ihre Eier gerne in lange Röhren. Dafür eignen sich Nisthilfen aus hohlen oder ausgebohrten, unbehandelten Hölzern ohne Risse, die auf einer Seite geschlossen sind. Wichtig ist, dass die Löcher und Bohrungen glatt sind, damit die Tiere sich nicht die Flügel verletzen. Solch eine Nisthilfe kann als kleines Häuschen beispielsweise auf dem Balkon oder am Fensterbrett angebracht werden. Auch für Schmetterlinge können kleine Nisthäuschen gebaut werden, die auch gut aufs heimische Fensterbrett passen.
Bastelanleitungen für Nisthilfen findest Du zum Beispiel beim NABU oder bei kraut&rüben.
Nahrung anbieten
Das Anbieten von Nahrung ist unerlässlich für unsere Insekten, ob Du nun einen Unterschlupf anbieten kannst oder nicht. Wenn Du einen Garten hast, erschaffe einen Blühstreifen oder ein wildes Pflanzenbeet. Aber auch auf dem Balkon oder dem Fensterbrett kannst Du insektenfreundliche Pflanzen anbauen, die Nektar und Pollen, aber auch Blätter und Stängel anbieten. Dazu zählen zum Beispiel Schnittlauch, Kornblume, Ringelblume, Brombeere, Salbei, Dill, Hornklee, Minze, Mahonie, Brennnessel, Wilde Möhre und Petersilie. Aber auch Erdbeer- und Tomatenblüten finden Zuspruch und diese wollen wir ja bestäubt bekommen. Wichtig ist es, neben Pollen und Nektar auch Trinkmöglichkeiten anzubieten. Kleine flache Schälchen mit etwas Wasser und einer Kletterhilfe erfreuen die Insekten.
Nun wünschen wir Dir viel Spaß beim Insekten-Beobachten!
Mehr Informationen:
Über insektenfreundlichen Pflanzen kannst Du Dich beim NABU und beim NABU NRW belesen.
Im Insektenatlas 2020 der Heinrich-Böll-Stiftung findest Du tiefergehende Informationen zu Insekten in der Landwirtschaft.
Bildnachweis:
Titelfoto: Insects and Flowers #1 – It’s No Game/flickr, CC BY 2.0