Bericht vom Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V.
Am 12.03.2020 fand im Café Weitblick bei Dr. Quendt in Dresden die Veranstaltung mit Titel Lebensmittel – AUS SACHSEN FÜR SACHSEN – Erzeugung. Verarbeitung. Genuss. statt.
55 Teilnehmende aus Erzeugung, Verarbeitung, Verwaltung, Verbänden, Initiativen, Regionalmanagement etc. folgten der Einladung des Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V., um auf der Tagung über die Stärkung der regionalen Versorgung durch den Ausbau regionaler Verarbeitungsstrukturen in Sachsen zu diskutieren.
Nach drei einführenden Vorträgen durch VertreterInnen des Bundesverband der Regionalbewegung e.V., der IHK Dresden sowie dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie schloss sich eine zweistufige Gruppenarbeit zu den landwirtschaftlichen Produktgruppen Getreide, Obst & Gemüse sowie Ölfrüchte & Soja an, deren Ergebnisse im nun Folgenden kurz zusammengefasst werden.
Probleme & Hindernisse
Neben dem Fehlen regionaler Verarbeitungsbetriebe stellt die zu geringe Verfügbarkeit heimischer Rohstoffe ein großes Problem bei der regionalen Verarbeitung in Sachsen dar.
Fehlende Transparenz über die Stufen der Wertschöpfungskette hinweg führt zu Skepsis bei den Konsumenten, da regionale Verarbeitung nicht automatisch mit dem Einsatz regionaler Rohstoffe gleichgesetzt werden kann. Die Abhängigkeiten von Entwicklungen am Weltmarkt setzen ErzeugerInnen und VerarbeiterInnen unter Druck und der globale Handel führt zur Austauschbarkeit von Lieferanten und Produkten.
Für kleinere und mittelständische (Handwerks-)Betriebe werden der ausgeübte Druck für geforderte Zertifizierungen und der bürokratische Aufwand immer größer. Im Bio-Bereich stellen die unterschiedlichen Verbandszugehörigkeiten ein großes, regionale Kooperationen verhinderndes Problem dar.
Handel und Verbraucher fordern beste Qualitäten bei gleichzeitigem Verlangen nach billigen Nahrungsmitteln.
ErzeugerInnen beklagen das Fehlen langfristiger Verträge (z.B. Schulmilchprogramm, Vertragsanbau etc.) und gegenseitiges Vertrauen für Planungssicherheit.
Chancen & Potenziale
Aus einer stärkeren Vernetzung der Akteure lassen sich erfolgreiche Kooperationen zwischen Betrieben sowie zwischen Erzeugern und Konsumenten hin zu einer regionalen Wertschöpfungs- und Wertschätzungskette entwickeln.
In der wachsenden Sensibilisierung und dem steigenden Bewusstsein bei der Kundschaft für regionale Waren und auch dem wachsenden Interesse des Lebensmitteleinzelhandels an regionalen Produkten sahen alle Teilnehmer Chancen für mehr regionale Wertschöpfung in Sachsen. Eng damit
verbunden ist der Bildungsbereich mit breiter Verbraucheraufklärung, fundierter Ernährungsbildung und der von den Betrieben ausgehenden Öffentlichkeitsarbeit als wesentliche Bausteine. Ebenso wird die immer stärker aufkommende Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Chance gesehen, mehr Bewusstsein anzuregen.
In der Implementierung von Regionalversorgungs- und Ernährungsstrategien ins bestehende System liegt großes Potenzial für den Ausbau regionaler Versorgungsstrukturen in Sachsen, welche insbesondere auch vonseiten des SMEKUL unterstützt werden sollen.
Lösungen & Handlungsstrategien
Ein essentielles Element beim Ausbau der regionalen Erzeugungs- und Verarbeitungsstrukturen in Sachsen bildet die Vernetzung der Akteure entlang der Wertschöpfungskette. Regionale Koordinierungsstellen, die wie Wertschöpfungskettenmanager fungieren, könnten den Ausbau entsprechender regionaler Vernetzungsstrukturen z. B. in Anlehnung an schon erfolgreich existierende Öko-Modellregionen vorantreiben.
In Anbetracht der derzeitigen angespannten Wirtschaftssituation würden Regionalversorgungszentren die Resilienz der sächsischen Regionen im Bereich der Lebensmittelversorgung stärken. In diesem Zusammenhang sollten bereits vorhandene Land-Stadt-verbindende Modelle wie z. B. Marktschwärmer und Organisationen wie Ernährungsräte unterstützt werden.
Die Teilnehmenden sahen in regionalen Erzeuger- und Verarbeiter-Zusammenschlüssen, einen weiteren Beitrag zur Stärkung der sächsischen Lebensmittelwirtschaft. Überbetriebliche Kooperationsstrukturen könnten sich beispielweise in den Bereichen Zertifizierung, Lagerung, Logistik, Öffentlichkeitsarbeit, Direktvermarktung etc. entwickeln.
So könnten beispielsweise größere Erntemengen an feste Abnehmer geliefert werden. Mittels gemeinschaftlicher Investitionen ließen sich mobile Verarbeitungsanlagen wie Schälmühlen, Reinigungstechnik, Saft- und Ölpressen etc. dezentral errichten. Dabei sollten die Wirtschaftsformen ökologisch und konventionell gemeinsam betrachtet werden.
Zunehmende Vernetzung bietet auch die Möglichkeit für Weiterbildung und die kreative Suche nach Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten.
Durch eine entsprechende gesetzliche Grundlage auf Landesebene (Vergabegesetz) soll die Berücksichtigung von Regionalität als Kriterium bei Vergabeprozessen erleichtert werden.
Das Grundanliegen des Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V. spiegelte sich in den Impulsen, Hinweisen und Anregungen der Teilnehmenden wider: Es ist wünschens- und erstrebenswert, eine weiterführende Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem SMEKUL und Akteuren der ganzen Wertschöpfungskette zu initiieren und aufzubauen. Erste Gespräche werden bereits in Kürze stattfinden, wobei zum einen Informationsbedarf und -angebote im Hinblick auf die immer wieder genannten Plattformen und zum anderen der Aufbau regionaler Vernetzungsstrukturen in Sachsen im Fokus stehen sollen.
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