„Heute ist perfektes Wetter”, erklärte Robert Künne. „Für die Pflanzen”, ergänzt er grinsend als wir am Samstagvormittag, den 18. September 2021 im kühlen Nieselregen am Rand einer 2 Hektar (ha) kleinen Blühfläche stehen, die als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme dient. Phacelia, Senf, Buchweizen und Malve sind dort Nahrung für Insekten, die wiederum Nahrung für viele Vögel sind.
Robert Künne bewirtschaftet den Lerchenhof in Jesewitz OT Ochelmitz in vierter Generation mit seinem Vater. Neben 200 ha Getreideflächen bewirtschaftet er auch 200 ha als Blühflächen. Zur Familie gehören neben seiner Frau und den Kindern auch zwei Kühe, die die Familie mit Milch versorgen, wenn das Kalb Milch übrig lässt.
Aktuell befindet sich der Lerchenhof in der Umstellung auf biologisch-regenerative Landwirtschaft und Robert Künne hegt große Pläne zur Verarbeitung des selbst angebauten Getreides.
Aktuell werden rund 1 % seines Getreides in der Backstube auf dem Hof zu Brot verbacken oder direkt auf dem Hof als Roggen- oder Dinkelvollkornmehl verkauft. Robert Künne strebt mit Hilfe von Förderungen den Bau und die Inbetriebnahme einer Mehlmühle an, in der er 90 % seines biologisch angebauten Getreides verarbeiten will. Regionale Wertschöpfung im Bereich Getreide ist rund um Leipzig nicht (mehr) vorhanden: „Es gibt keine Mühlen mehr im näheren Umkreis, die größere Mengen Bio-Getreide zu Mehl verarbeiten könnten.“
Nach einer Stärkung mit selbst gebackenem Brot und Leckereien des Caterings Govinda ging es für die 16-köpfige Radtour weiter nach Jesewitz OT Pehritzsch zu Die Konspirative (auch CVJM Terebinthia e.V.).
Marit Hempel und Ulrike Hippe, zwei der 19 Mitbewohner*innen der christlichen Lebensgemeinschaft im Pfarrhof hießen uns mit warmen Getränken willkommen.
„Das lateinische Wort conspirare bedeutet so viel wie zusammen atmen/leben“, erklärt Marit Hempel. Die Mitbewohner*innen sind vor viereinhalb Jahren gemeinsam aus der Stadt aufs Land gezogen und bewohnen und erhalten den alten Pfarrhof der Gemeinde in Erbpacht.
Sie bieten für die Menschen im Dorf, der Umgebung sowie auch für alle Externen verschiedene Projekte an. Wöchentlich gibt es zum Beispiel offene Werkstätten als Selbsthilfewerkstatt, aber auch mit Workshops wie beispielsweise Korbflechten oder Messerschärfen. Seit Juli gibt es bei ihnen auch eine Pilgerherberge, die extra an den Jakobsweg angeschlossen wurde und seitdem auch wöchentlich genutzt wird.
Nach einer herzlichen Einladung zum Wiederkommen führte uns die Radtour über Stock und Stein und vor allem durch Nieselregen und leichte Sonnenstrahlen zur Gemüsekooperative Rote Beete e.G. in Taucha OT Sehlis.
Dort hat uns Gärtner Karl Giesecke im Hof der Kommune begrüßt. Der Hof ist als Gemeinschaftswohnprojekt ausgebaut worden. Zur Zeit laufen Arbeiten, um einen Tagungsraum auch für externe Gruppen auszubauen.
Hinter dem Hof liegt einer der beiden Ackerbereiche der Roten Beete, über den uns Karl Giesecke führte. Die Rote Beete ist nun in ihrem 10. Jahr als Solidarische Landwirtschaft tätig und konnte in dieser Zeit schon viel Erfahrung bei den Themen Ackerbau, Obstbau, Feldfolge, Kompostdüngung und Lagerung der Ernte sammeln.
Auf dem Acker bestaunen wir zuerst lange Reihen an Tomaten im Folientunnel. Dahinter befindet sich ein Ackerteil, auf dem Klee und Luzernengras wachsen. Beide Pflanzen werden als Dünger verwendet, aber auch von den dort stehenden Kühen eines befreundeten Landwirts gefressen. Der Dung der Kühe düngt wiederum den Boden. Hinter einer Zwischenhecke wachsen unter anderem Paprika, Mangold, Fenchel, Salat, Rote Beete und Möhren in langen Reihen.
Mit dem Gemüse, was auf den Äckern der Roten Beete angebaut werden, werden aktuell knapp 230 lokale Haushalte versorgt. Dafür wird immer donnerstags Gemüse geerntet, sortenrein in Kisten sortiert und zur jeweiligen Verteilstation in Leipzig gebracht. Die Gemüseabholer*innen suchen sich dann anhand einer ausgehängten Liste ihren Anteil aus den meist 13 Sorten Gemüse zusammen und erstellen sich so ihre Gemüsekiste vor Ort in der Verteilstation.
Jeder versorgte Haushalt kann auch aktiver Teil der Roten Beete sein, indem gemeinsam bei Ackereinsätzen gesät, gesetzt oder geerntet wird.
Nach diesen drei sehr spannenden und informativen Etappen ging der offizielle Teil der Radtour zu Ende. Vielen Dank an Veronika Lipsz für die Tourführung!
Einige der Radler*innen sind noch 3 km weiter zum Hoffest der Kooperativen Landwirtschaft (KoLa) Leipzig e.G. in Taucha OT Plösitz gefahren.
Dort baut die KoLa in einer größeren Dimension seit Mai Gemüse für aktuell knapp 1300 lokale Haushalte an. Das Gemüse wird in vorsortierten Kisten an die jeweiligen Verteilstationen in Leipzig geliefert, wo die Gemüseabholer*innen je nach Station montags, mittwochs oder freitags ihre Gemüsekiste abholen können.
Auf dem Acker, auf dem das Fest mit Musik, Essen, Spiel und Spaß stattfand, steht bisher nur ein kleiner Teil des Gemüses wie Mais und Artischocken. Hier befinden sich auch die Lagerzellen fürs Gemüse im Wirtschaftsgebäude.
Auf dem zweiten Acker stehen vier Folientunnel mit Paprika, Tomate, Aubergine und Salat und dahinter wachsen verschiedene Sorten Gemüse in vielen sehr langen Reihen.
Mehr Informationen und Kontakte findet ihr hier:
Lerchenhof
Zum Oberdorf 4, 04838 Jesewitz OT Ochelmitz
Ansprechperson: Robert Künne, bio@lerchen-hof.de
Govinda Catering
Ansprechperson: Daniel Fiskal, catering@govinda-leipzig.de
Website: govinda-leipzig.de
Die Konspirative/ CVJM Terebinthia e.V.
Ringstraße 14, 04838 Jesewitz OT Pehritzsch
Kontakt allgemein: kontakt@terebinthia.de
Website: terebinthia.de
Gemüsekooperative Rote Beete e.G.
An der Schmiede 4, 04425 Taucha OT Sehlis
Kontakt allgemein: info@rotebeete.org
Website: rotebeete.org
KoLa Leipzig e.G.
Betriebsstätte: Engelsdorfer Straße 99, 04425 Taucha OT Plösitz
Kontakt allgemein: info@kolaleipzig.de
Website: kolaleipzig.de
Text & Fotos: Lena Raude